Tonga

Tonga
Tọn|ga; -s:
Inselstaat im südlichen Pazifischen Ozean.

* * *

I
Tọnga,
 
Batọnga,  
 1) Bantuvolk im südlichen Afrika, Tsonga.
 
 2) Volksgruppe im südlichen Sambia, lebt im Gebiet vom Bogen des mittleren Sambesi über den Kafue hinaus etwa bis zum Lunsemfwa nördlich von Lusaka, zum Teil auch südlich des Karibasees in Simbabwe. Neben den eigentlichen Tonga zählen heute auch die Lenje, Soli, Toka, Leya, Sala, Gowa und die sich durch ihre vermutlich nördliche Herkunft (Niloten) abhebenden Ila (Baila, Mashukolumbwe) zu den Tonga. Traditionelle Wirtschaftsformen der etwa 1,6 Mio. Tonga (Sambia 1,3 Mio.) waren Hirseanbau und Viehhaltung. Die Tonga standen früher unter der Oberhoheit der Rotse und litten unter den Einfällen der Ndebele und Nguni.
 
 3) eines der zahlreichen Völker beiderseits des unteren Sambesi in Moçambique mit über 100 000 Angehörigen.
 
 4) Volk am Westufer des Malawisees um Chinteche in Nordmalawi. Die etwa 160 000 Tonga betreiben v. a. Fischerei, daneben Feldbau und Viehhaltung.
II
Tọnga,
 
 
 
Fläche: 748 km2
 
Einwohner: (2000) 102 000
 
Hauptstadt: Nuku'alofa
 
Amtssprachen: Tongaisch, Englisch
 
 
Währung: 1 Pa'anga (T$) = 100 Seniti (s)
 
Zeitzone: 2400 Nuku'alofa = 1200 MEZ
 
amtliche Namen: tongaisch Pule'anga Fakatu'i'o Tọnga, englisch Kingdom of Tonga ['kɪȖdəm əv 'tɔȖgə], deutsch Königreich Tonga, Staat im südlichen Pazifik, zwischen 15º und 23º 30' südliche Breite sowie 173º und 177º westliche Länge, umfasst die rd. 170 Tongainseln (auch Friendly Islands, deutsch Freundschaftsinseln) mit einer Landfläche von 748 km2 (einschließlich Inlandswasserflächen) und einem Meeresgebiet von etwa 700 000 km2, (2000) 102 000 Einwohner; Hauptstadt ist Nuku'alofa (auf Tongatapu); Amtssprachen: Tongaisch (eine polynesische Sprache) und Englisch; Währung: 1 Pa'anga (T$) = 100 Seniti (s); Uhrzeit: 2400 Nuku'alofa = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
 
Nach der Verfassung von 1875 (mit späteren Änderungen) ist Tonga eine konstitutionelle Erbmonarchie im Commonwealth. Der Monarch ist Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive. Er ernennt den Kronrat (Premierminister, Minister und die Gouverneuren von Ha'apai und Vava'u), der als Regierung fungiert und über beschränkte Gesetzgebungsbefugnisse verfügt. Die Legislative liegt bei der Gesetzgebenden Versammlung, bestehend aus dem König, dem Kronrat, neun Mitgliedern des Erbadels sowie neun für drei Jahre direkt gewählten Vertretern.
 
Parteien:
 
Einflussreichste Partei ist der Human Rights and Democracy Movement (gegründet 1994 als People's Party).
 
 
Der gevierte Schild zeigt im ersten Feld drei silberne Sterne (Symbol für die drei wichtigsten Inselgruppen des Königreichs), im zweiten die Königskrone als Kennzeichen der Monarchie, im dritten eine Friedenstaube, im vierten drei gekreuzte Schwerter, Sinnbild der drei Königsgeschlechter, aus denen die herrschende Dynastie ihre Herkunft ableitet; in der Schildmitte das Nationalemblem, ein rotes Kreuz auf weißem Stern. Hinter dem Schild sind zwei Staatsflaggen gekreuzt, zwischen ihnen schwebt als Oberwappen die von einem Kranz aus Kastanienblättern umgebene Königskrone. Am Fuß des Schildes befindet sich ein Schriftband mit dem Wahlspruch »Koe otua mo Tonga ko hoku tofia« (»Gott und Tonga sind meine Erbschaft«).
 
Nationalfeiertage:
 
4. 6. (zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1970).
 
 
Das Gerichtswesen umfasst Magistratsgerichte, ein Landgericht, einen Appellationsgerichtshof sowie den Obersten Gerichtshof. Letzte Instanz ist der Privy Council in London.
 
 
Die Verteidigungsaufgaben werden im Wesentlichen von Großbritannien erfüllt, lediglich für die Überwachung der territorialen Gewässer stehen einige Patrouillenboote in Dienst.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
 
Die Tongainseln bestehen aus zwei in Nord-Südrichtung auf über 800 km Länge parallel verlaufenden Reihen auf zwei submarinen Rücken (Tofua- und Tongarücken) westlich des Tongagrabens. Die westliche Reihe ist vulkanischen Ursprungs (mit zum Teil noch aktiven Vulkanen, auf Kao bis 1 030 m über dem Meeresspiegel), die östliche wird aus zum Teil mehrfach gehobenen Koralleninseln (auf Tongatapu bis über 60 m über dem Meeresspiegel) gebildet. Durch vulkanische Aschen wurde auch auf den Koralleninseln die Bodenqualität stark verbessert. Erdbeben bezeugen die tektonische Aktivität. Von Norden nach Süden werden drei Inselgruppen unterschieden: Vava'u-Gruppe (Hauptinsel Vava'u mit 91 km2), Ha'apai-Gruppe und Tongatapu-Gruppe (Hauptinsel Tongatapu mit 257 km2 und Eua mit 88 km2).
 
 
Tonga liegt in den Randtropen. Die Hauptniederschläge (je nach Exposition und Höhenlage 1 500-3 000 mm/Jahr) fallen in der wärmeren Jahreszeit (Dezember-April), dann treten häufig auch Wirbelstürme auf. Die Durchschnittstemperaturen liegen bei 20-30 ºC.
 
 
In Tonga leben v. a. Polynesier (seit etwa 1400 v. Chr.; Lapitakultur, Ozeanien), daneben wenige Europäer und Mischlinge. Nur 36 Inseln sind ständig bewohnt, zwei Drittel der Bevölkerung leben auf Tongatapu, über 20 % in der Hauptstadt. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt (1985-95) 0,9 %; der Anteil der städtischen Bevölkerung (1995) 41 %. Alles Land ist seit 1875 Eigentum der Krone, die es größtenteils dem Adel als Lehen weitergab mit der Auflage, kleine Parzellen an die einzelnen Bürger zu verpachten. Jeder männliche Tongaer hat ab dem 16. Lebensjahr gegen eine Pachtgebühr lebenslang Nutzungsanspruch auf 3,3 ha landwirtschaftlich nutzbaren Landes oder 0,16 ha eines Dorf- oder Stadtgrundstückes. Jeder Landinhaber muss mindestens 200 Kokospalmen pflanzen. Da diese Pacht weitervererbt wird und es nicht genügend Land gibt, müssen viele Tongaer im Ausland Arbeit suchen; viele wandern nach Neuseeland, Amerikanisch-Samoa und in die USA aus. 1990 lebten etwa 40 000 Tongaer im Ausland.
 
Die plastische Kunst der Tongaer knüpft an die Traditionen der Fidschiinseln an. Bemerkenswert sind Figuren aus Elfenbein (10-15 cm hoch; meist weiblich, mit gerundeten Formen und kräftigen Beinen), deren Gesichter in Form und Ausdruck äußerst individuell wirken, Schalen, Trommeln, Keulen u. a. Arbeiten aus Holz sowie v. a. mit geometrischen Mustern dekorierte Tapa.
 
 
Es besteht Religionsfreiheit. Das Königshaus gehört der methodistischen »Freien Wesleyanischen Kirche von Tonga« an, deren Titularoberhaupt der König ist. - Rd. 78 % der Bevölkerung sind Christen; rd. 49 % gehören den drei methodistischen Kirchen an (rd. 37 % der »Freien Wesleyanischen Kirche«), rd. 15 % anderen protestantischen und der anglikanischen (Provinz Neuseeland), rd. 14 % der katholischen Kirche (exemtes Bistum Tonga, Sitz: Nuku'alofa). - Rd. 21 % der Bevölkerung sind Mormonen. - Eine zahlenmäßig kleine nichtchristliche Minderheit bilden die Bahais.
 
 
Allgemeine Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr; an staatlichen Schulen ist der Unterricht unentgeltlich. Die Schulzeit in der Primar- und der allgemein bildenden Sekundarschule (zum Teil in kirchlicher Trägerschaft) beträgt je sechs Jahre. Die Analphabetenquote beträgt 7 %. Neben einigen technischen und berufsbildenden Schulen verfügt Tonga in Nuku'alofa über eine Lehrerbildungsanstalt. Die Tongaer studieren in Übersee.
 
 
Wöchentlich erscheinen jeweils in einer englischen und einer tongaischen Ausgabe der von der Regierung unterstützte »Tonga Chronicle/Kalonikali Tonga« und »The Times of Tonga/Koe Taimi'o Tonga«. Die kommerziell betriebene unabhängige »Tonga Broadcasting Commission« (gegründet 1961) sendet Hörfunkprogramme in Englisch und Tongaisch sowie seit 1984 ein Fernsehprogramm. Seit 1991 überträgt die »Oceania Broadcasting Inc.« US-amerikanische Fernsehprogramme.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
 
Mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1995) 1 630 US-$ gehört Tonga zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen. Die Auslandsverschuldung lag (1995) bei 70,1 Mio. US-$. Die relativ hohe Inflationsrate von jährlich (1985-95) 7,9 % wirkt sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus.
 
 
Der Agrarbereich (einschließlich Forstwirtschaft und Fischerei), in dem knapp 40 % der Erwerbstätigen arbeiten und der (1993) 39 % zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beiträgt, ist die Lebensgrundlage der Bevölkerung. Wichtigste Grundnahrungsmittel sind Jamswurzeln, Taro und Bataten; für den Export werden Kokosnüsse, Vanille, Kürbisse und Bananen angebaut. Bei der Viehhaltung dominieren Schweine und Rinder. Der Fischfang ist ebenfalls wichtig (Fangmenge 1994: 2 500 t).
 
 
Der Industriesektor ist wenig entwickelt (Erwerbstätigenanteil: 21 %; BIP-Anteil 1993: 12 %). In Nuku'alofa gibt es Betriebe des Textil-, Möbel- und Baugewerbes. - Der Tourismus gewinnt an Bedeutung; 1995 besuchten 29 500 ausländische Gäste Tonga, v. a. aus Neuseeland, den USA und Australien.
 
 
Tonga weist Jahr für Jahr ein hohes Außenhandelsdefizit auf (Einfuhrwert 1993: 61,4 Mio. US-$: Ausfuhrwert 15,9 Mio. US-$). Hauptexportprodukte sind Kokosnussöl, Kürbisse, Bananen, Vanille, Fisch. Importiert werden v. a. Nahrungsmittel, Maschinen, Fahrzeuge, industrielle Konsumgüter, Erdölprodukte und Chemikalien. Die wichtigsten Handelspartner sind Japan, die USA, Neuseeland und Australien.
 
Verkehr:
 
Auf den Tongainseln gibt es 280 km befestigte Straßen, v. a. auf Tongatapu (190 km) und auf Vava'u (74 km). Zwischen den Inseln besteht regelmäßiger Schiffsverkehr. Überseehäfen haben Nuku'alofa und Neiafu auf Vava'u. Der internationale Flughafen liegt nahe Nuku'alofa.
 
 
Die vor etwa 3 400 Jahren von Austronesiern besiedelten Tongainseln, auf denen vom 10. Jahrhundert bis etwa 1470 die Tu'i Tonga-Dynastie herrschte (abgelöst von der Linie Tu'i Ha'a Takalaua, um 1600 von der Linie Tu'i Kanokupolu), wurden 1616 von den Niederländern J. Le Maire und W. C. Schouten entdeckt, 1643 von A. Tasman und 1773 sowie 1777 von J. Cook erkundet; Letzterer gab ihnen den Namen »Friendly Islands«. Nach ersten gescheiterten Versuchen (1797, 1822) begann 1826 die erfolgreiche Missionstätigkeit durch englische Methodisten; im 19. Jahrhundert wurde die Mehrheit der einheimischen polynesischen Bevölkerung christianisiert. Mit einer Revolte 1799 brachen bürgerkriegsähnliche Wirren aus, die erst von dem Häuptling Taufa'ahau beendet wurden, der als König Georg Tupou I. (1845-93) die Tongaer einte und ein christliches Königreich errichtete. 1862 hob er die Leibeigenschaft auf, 1875 führte er eine Verfassung ein. Mit dem Deutschen Reich schloss Tonga 1876 einen »immer währenden Freundschaftsvertrag« (1977 mit der Bundesrepublik Deutschland erneuert). Unter König Georg Tupou II. (1893-1918) wurde Tonga aufgrund eines deutschen-britischen Vertrages von 1899 faktisch und aufgrund britisch-tongaischer Verträge 1900 auch formell zum britischen Protektorat. Mit Tonga geriet das letzte noch unabhängige ozeanische Reich unter europäischer Herrschaft. Nach dem Tod des Königs wurde seine Tochter Salote Tupou III. Königin (1918-65). Am 15. 12. 1965 bestieg ihr Sohn Tupouto'a Tungi (* 1918), der bereits seit 1949 Premierminister war, als Taufa'ahau Tupou IV. den Thron. Mit Wirkung vom 4. 6. 1970 entließ Großbritannien das Königreich in die Unabhängigkeit, es wurde Commonwealth-Mitglied und ging als einer der AKP-Staaten eine enge Verbindung mit der EU ein. 1992 wurde die reformorientierte Pro-Democracy Movement gegründet, aus der die People's Party hervorging; 1993 sowie 1996 errang die Reformbewegung die Mehrheit von den neun durch Volkswahl zu bestimmenden Parlamentsmandaten.
 
 
G. Koch: Südsee - gestern u. heute. Der Kulturwandel bei den Tonganern. .. (1955);
 A. E. Odofredi: Das Südsee-Königreich T. Versuch einer Darst. aus völkerkundl. Sicht (Diss. Freiburg i. Br. 1975);
 
Friendly islands. A history of T., hg. v. N. Rutherford (Melbourne 1977);
 H.-J. Wiemer: Agrarstruktur in T. (1985);
 A. C. Iffland: Die wirtschaftsstrukturellen Probleme der T.-Inseln unter besonderer Berücksichtigung des Außenhandels (1991);
 S. Lawson: Tradition versus democracy in the South Pacific (Cambridge 1996).

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Tọn|ga; -s: Inselstaat im südlichen Pazifischen Ozean.

Universal-Lexikon. 2012.

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